Pädagogisches Konzept

Starke Kinder
haben nicht nur schöne Augen.
Starke Kinder
haben Phantasie und Mut.
Starke Kinder
wissen selbst wozu sie taugen.
Starke Kinder
kennen ihre Chancen gut.

Starke Kinder,
die können nicht nur Muskeln zeigen.
Starke Kinder,
die zeigen Köpfchen und Gefühl.
Starke Kinder
wollen ihre Meinung nicht verschweigen.
Starke Kinder,
die kommen lächelnd an ihr Ziel.

Starke Kinder halten felsenfest zusammen.
Pech und Schwefel, die sind gar nichts gegen sie.
Ihren Rücken lassen sie sich nicht verbiegen.
Starke Kinder, die zwingt keiner in die Knie.

Starke Kinder haben Kraft um sich zu wehren.
Und sie seh´n dir frei und ehrlich ins Gesicht.
Starke Kinder wollen nur die Wahrheit hören.
Und so leicht betrügt man starke Kinder nicht.

Starke Kinder
stehen fest auf ihren Beinen.
Starke Kinder
wollen alles ausprobieren.
Starke Kinder
sagen ehrlich was sie meinen.
Starke Kinder
können siegen und verlieren.

Starke Kinder,
die wollen alles selbst erleben.
Starke Kinder,
die können auch mal Zweiter sein.
Starke Kinder
sind stark genug um nachzugeben.
Starke Kinder,
die fallen auf Sprüche nicht herein.

Starke Kinder halten felsenfest zusammen.
Pech und Schwefel die sind gar nichts gegen sie.
Ihren Rücken lassen sie sich nicht verbiegen.
Starke Kinder die zwingt keiner in die Knie.

Starke Kinder haben Kraft um sich zu wehren.
Und sie seh'n dir frei und ehrlich ins Gesicht.
Starke Kinder wollen nur die Wahrheit hören.
Und so leicht betrügt man starke Kinder nicht.
Und so leicht betrügt man starke Kinder nicht.

frei nach R. Zuckowski

In der Freien Schule Beuchte nehmen wir Kinder als kompetente, aktiv lernende, neugierige und weltoffene Individuen ernst, denn wir sind überzeugt:

Kinder sind reich an Vorwissen und Kompetenzen.
Kinder wollen lernen.
Kinder gestalten ihre Bildung und Entwicklung aktiv mit.
Jedes Kind unterscheidet sich durch seine Persönlichkeit und Individualität von anderen Kindern.
Kinder haben Rechte.

Wir wollen mit unserer Schule eine Umgebung für Kinder schaffen, in der sie in Sicherheit ihre Potenziale entfalten und ihren Platz in der Gesellschaft finden können. Eigenverantwortung, Selbstachtung, Konfliktfähigkeit, Frustrationstoleranz und vor allem Eigeninitiative sind Faktoren, die unsere Kinder stärken. Sie lernen für sich:

"Ich sage Ja zu mir."
"Ich kann Nein sagen."
"Ich weiß, was ich kann."
"Meine Stimme wird gehört und ich kann etwas bewegen."
"Ich kann mich selbst reflektieren.“

Eine sichere Bindungsentwicklung und das damit verbundene Urvertrauen wirken wie ein großer Schatz auf seiner anstehenden Reise

Karl Heinz Brisch

Aus diesem Ansatz heraus schaffen wir eine Schule, in der sich Kinder gemäß ihren Bedürfnissen entwickeln und lernen können. In dieser Schule stehen die Entfaltung von Individualität, die Freiheit als Grundbedingung für menschliche Entwicklung sowie ein achtsames und offenes Miteinander an erster Stelle. Wir möchten Kindern eine Schule ermöglichen, in der Lernen Freude macht und als ein Entdecken der eigenen Persönlichkeit und der Umwelt erfahren wird. Wir begleiten Kinder auf ihrem Weg, lebenslange und selbstständig Lernende zu werden, was in unserer komplexen Welt unabdingbar ist.

Wir orientieren uns an reformpädagogischen Grundsätzen, weil darin die Grundlagen für eine freie Schule begründet sind.
Schule verstehen wir als Lebens- und Erfahrungsraum, in dem die Perspektiven der Kinder mit der sie umgebenden Welt verbunden werden. Wir wollen reformpädagogische Ansätze aktiv weiterentwickeln, verbinden diese mit Themen und Diskussionen unserer Zeit und bauen auf Erkenntnisse neurobiologischer Forschungen auf. Wir gestalten Lernen als Entwicklung von Kompetenzen, um den Kindern zu ermöglichen, als freie, selbstständige und mündige Persönlichkeiten sowie sozial verantwortlich zu agieren. Die Freie Schule Beuchte geht neue Wege und setzt dafür in folgenden Bereichen inhaltliche Schwerpunkte, die ihre besondere pädagogische Bedeutung darstellen:

  • Lernen in altersübergreifenden Kleingruppen
  • Lernen in individuellem Lerntempo
  • Lernen aus der eigenen Motivation heraus
  • verschiedenen Arbeitsformen wie Freiarbeit, Gruppenarbeit und Projektarbeit
  • material- und lehrergebundenes Arbeiten in ausgewogenem Verhältnis
  • Beziehung und Bindung als wesentliche Grundlage des Lernens
  • Nachhaltigkeit als zentrales Thema unserer Zeit
  • umfassende Kompetenzentwicklung als Basis lebenslangen Lernens

Grundlagen

Unser Menschenbild

Junge Menschen haben ihre eigenen Sorgen, Tränen und Freuden, ihre eigenen jugendlichen Meinungen und ihre eigene junge Poesie.

Janusz Korczak

Wir stehen, wie andere freie Schulen auch, in der Tradition reformpädagogischer Bewegungen, aus deren Ideen wir schöpfen. Dabei sind wir aber nicht dogmatisch auf eine bestimmte pädagogische Schule oder Richtung festgelegt, die sich mit dem Namen eines*r prägenden Pädagog*in verbinden ließe. Wir nehmen uns die Freiheit, uns von verschiedenen Pädagog*innen und Expert*innen und ihren Ideen inspirieren zu lassen. Wesentliche Ideengeber*innen sind u.a. Maria Montessori, Celestine Freinet, Remo Largo, Jesper Juul und Gerald Hüther.

Unsere Grundhaltungen und Werte orientieren sich an den Grundlagen unserer Gesellschaft:  der unantastbaren Würde eines jeden Menschen, der Freiheit der Person sowie der gemeinsamen Verantwortung für unsere Mitmenschen und unsere Umwelt.

Die Gefühle und Gedanken unserer Kinder sind nicht weniger reif als die des Erwachsenen. Sie sind genauso ernstzunehmen, anzuerkennen und in die Gestaltung des Lernprozesses    einzubeziehen. Das Kind selbst ist eine unerschöpfliche Quelle von Ideen, Fragen und Theorien, ist Produzent*in von Kunst und Kultur, ist unermüdliche*r Forscher*in und Entdecker*in. Fähigkeiten können sich entfalten, wenn Kinder Gelegenheit haben, ganz im Augenblick zu leben, sich einer Tätigkeit völlig hinzugeben. Kinder leben und lernen im Moment.

Unser Bildungsverständnis

Das Kind braucht Aufgaben, an denen es wachsen kann, es braucht Vorbilder, an denen es sich orientieren kann, und es braucht Gemeinschaften, in denen es sich aufgehoben fühlt.

nach G. Hüther

Kinder bilden sich durch Spielen, Nachahmung, durch Fragen, Zuschauen, Entdecken, Üben, Experimentieren, Bewegung, Ausprobieren und auf viele andere Weisen. Kinder suchen ihre eigenen Lernwege und ihr eigenes Lerntempo. Kinder lernen mit allen Sinnen. Das sind die Voraussetzungen dafür, sich selbst und seine Umwelt nach und nach bewusst wahrzunehmen und Zusammenhänge zu erschließen. Kindliches Denken und Tätigsein ist produktiv, deshalb brauchen Kinder Raum und Zeit für Eigentätigkeit und Kreativität.

Wir greifen in unserer Konzeption und der praktischen pädagogischen Arbeit die Anregungen verschiedener Reformpädagog*innen auf und entwickeln diese weiter. Als moderne und aktive Schule mit besonderer pädagogischer Bedeutung möchten wir eigene Akzente setzen.

Durch unsere Arbeit werden wir Beiträge dazu leisten können, das veraltete Konzept einer Schule, die ausschließlich auf Vermittlung und Wissenstransfer setzt, zu ersetzen durch das Ideal einer aktiven Schule, die auf Selbsttätigkeit und eigenständiges verantwortliches Handeln setzt.

Hier steht für uns vor allem die Auflösung der Fächertrennung und die Umsetzung fächerintegrierenden Arbeitens und das Lernen in altersgemischten Gruppen im Mittelpunkt sowie der praktische Bezug zum realen Leben der Kinder.

Aus diesem Menschenbild und Bildungsverständnis ergibt sich für unsere Schule:

  • eine veränderte Rolle der Lehrer*innen und Erzieher*innen als Begleiter*innen und Partner*innen
  • die Gewährung von Zeit und Freiheit, eigene Interessen zu vertiefen und die Entwicklung der gesamten Persönlichkeit des Kindes zu ermöglichen
  • die aktive Gestaltung fördernder, unterstützender Beziehungen
  • altersgemischte Lerngruppen, die Förderung integrierenden, projektorientierten, lebenspraktischen Arbeitens und zum großen Teil der Verzicht auf Fächertrennung
  • der Verzicht auf Ziffernnoten als inhaltsarme Rückmeldung und die Weiterentwicklung von Dokumentationsformen, die Lernergebnisse und -prozesse gleichermaßen dokumentieren und das eigenständige, selbstreflektierte Lernen unterstützen

Die Schüler*innen

Kinder sind nicht dümmer als Erwachsene: sie haben nur weniger Erfahrung.

Janusz Korczak

Kinder besitzen eine natürliche Eigenaktivität und Wissbegierde. Kinder wollen lernen. Dabei hat jedes Kind individuelle Interessen und Talente sowie ein ganz eigenes Lerntempo. In der Freien Schule Beuchte treffen die Kinder bei der Einschulung bereits auf ein gut funktionierendes Gruppengefüge, und können in vielfältige Rollen hineinwachsen, denn sie erleben sich als Ältere, Jüngere, als Helfende und als Hilfe Empfangende. Ein Teil der Gruppe bleibt immer konstant und gibt somit Sicherheit. Rituale und Regeln des Miteinanders werden durch Nachahmung und Miterleben ganz natürlich vermittelt. Durch den Verzicht auf Klasseneinteilungen nach Alters- oder Leistungsstufen entsteht ein „Wir-Gefühl“, Freundschaften werden wie selbstverständlich altersgruppenübergreifend geschlossen.

Die Lernbegleiter*innen

Wer die Vielfalt negiert, weil er glaubt, individualisierter Unterricht sei nicht realisierbar, der hat als Pädagoge kapituliert, damit die Vielfalt unter den Kindern aber nicht aus der Welt geschaffen.

 

Remo Largo

Lernbegleiter*innen sind Talentsucher*innen. Sie sind Leiter*innen und Organisator*innen, Begleiter*innen und Berater*innen. Sie bereiten die Lernumgebung vor, erstellen neue Materialien und fordern das Kind zu dessen nächster Entwicklungsstufe heraus.

Unsere Lernbegleiter*innen achten die freie Entfaltung des Kindes entlang seiner individuellen Lern- und Entwicklungsbedürfnisse, individuellen Begabungen und Interessenschwerpunkte. Sie begegnen dem Kind mit Respekt, gebührender Wertschätzung und Neugierde, um es achtsam in seinen Lernprozessen und Persönlichkeitsentwicklungs-Prozessen zu begleiten und zu unterstützen. Die Lernbegleiter*innen der Freien Schule Beuchte halten sich

beobachtend und nicht-wertend im  Hintergrund, helfen, wo Hilfe gebraucht wird, erklären oder fragen zurück, wenn Fragen gestellt werden.

Sie hören zu, wenn Kinder über Erlebnisse, Sorgen oder ihre Träume berichten, trösten und bringen sich mit all ihren Ressourcen ein. Gemeinsam mit dem Kind vereinbaren die Lernbegleiter*innen dessen individuelle Wochenziele, begleiten den Lernprozess und führen eine eigene und transparente Dokumentation.

Lerninhalte – Kompetenzen

Unser Konzept ermöglicht den Schülern umfassende Kompetenzentwicklungen:

Fachkompetenz

Ziel ist eine mindestens gleichwertige Bildung bezogen auf die curricularen Vorgaben des Landes Niedersachsen. Inhaltlich werden die Schüler*innen daher beim Wechsel an eine weiterführende Schule direkt anknüpfen können und auf mindestens dem gleichen Wissensstand wie die Schüler*innen von Regelschulen stehen. Sie werden Fach- und Methodenwissen fächerübergreifend einsetzen können, um lösungsorientiert, kreativ und verantwortungsvoll zu handeln. Die schuleigenen Arbeitspläne geben Aufschluss über die inhaltliche Arbeit für die einzelnen Jahrgänge.

Lernkompetenz

Die Fähigkeit, den eigenen Lernprozess zu planen, praktisch zu organisieren, durchzuführen und zu reflektieren, ist Voraussetzung für lebenslanges Lernen. Sie ist absolut notwendig in einer immer mehr herausfordernden Welt.

Selbstkompetenz

Ein positives Selbstbild reift u.a. durch vielfältige Selbstwirksamkeitserfahrungen und angstfreies Lernen. Es bildet in unserer Schule die Grundlage aller weiteren lebenslangen Lernprozesse. Auf dieser Basis können die Schüler*innen das Abwägen der eigenen und der Bedürfnisse anderer achtsam, gelassen und kreativ meistern.

Beziehungskompetenz

Die Kinder lernen durch empathischen Austausch Bindungen einzugehen, die auf Integrität, Toleranz, Respekt und Gewaltfreiheit gründen. Die Erfahrungen Freier Alternativschulen zeigen, dass Kinder aus ebensolchen Schulen aufgrund der vielfältigen Angebote sozialen Lernens über eine auffallend ausgeprägte soziale Kompetenz verfügen.

Lernformen

Die anderen Kinder sind der erste Pädagoge. Lehrer sind der zweite und der Raum ist der dritte.

Loris Malaguzzi

Lernen mit individuellen Wochenplänen

Der individuelle Wochenplan ist eine Variante des Lernens, die die Möglichkeit bietet, das Lernen selbst zu organisieren. Er wird von den Lernbegleiter*innen gemeinsam mit den einzelnen Kindern erstellt und kann jederzeit neu angepasst werden. Das Kind nimmt sich bestimmte Arbeiten für die Woche vor. Es lernt die Arbeit zu kontrollieren, zu reflektieren und zielgerichtet zu handeln. Die Pädagog*innen unterstützen die Kinder bei der Entwicklung von Techniken und geben Hilfestellung bei den selbstgewählten Aufgaben. Sie geben den Kindern individuelle Hinweise zum Wiederholen und Üben oder ermutigen die Schüler*innen den nächsten Lernschritt zu wagen.

Projektarbeit

Begeisterung ist Dünger für das Gehirn.

 

Gerald Hüther

Ein Projekt kann sich je nach Thema und Altersgruppe über einen kurzen Zeitraum (z. B. zwei Tage) bis hin zu einer längeren Zeitspanne (vier oder fünf Wochen) erstrecken. Im Unterschied zum individuellen Lernen in der Freiarbeit wird in Projekten die Kooperationsbereitschaft gestärkt. Im Gruppenprojekt ergänzen sich die individuellen Fähigkeiten und Neigungen der Kinder und entwickeln sich beim gemeinsamen Tun weiter. Durch eine fächerübergreifende Herangehensweise an den jeweiligen Gegenstand des Projektes können die Kinder Zusammenhänge erkennen und die Wirklichkeit in ihrer Komplexität erfahren. Künstlerische Darstellungen (Theater, Musik, Tanz, gegenständliches und bildliches Gestalten) können in Projekte integriert werden oder den Abschluss des Projektes bilden bzw. in einer Dokumentation, Vorführung oder Ausstellung münden. Die Themen, die in den Projekten behandelt werden sollen, ergeben sich aus der Schulumgebung, außerschulischen Möglichkeiten oder werden von den Lernbegleiter*Innen oder Kindern vorgeschlagen. Projektarbeit wird sowohl in Einzelprojekten wie auch in Gruppenprojekten ermöglicht.

Digitale Medien

Digitale Technik unterstützt, fördert, motiviert und gehört im 21. Jahrhundert in jede Schule und zum Alltag. Dem verschließen wir uns nicht. Der Fokus unserer Schule liegt jedoch auf der Begegnung im realen sozialen Miteinander und im analogen Lernen.
Das Ziel unserer Medienerziehung ist ein verantwortungsbewusster Umgang mit Computer, Tablet und Co. Entsprechend werden digitale Medien vorrangig als ein Werkzeug neben anderen zum Lernen und zur Bildung genutzt. Selbstverständlich arbeiten die Schüler*innen auf einer gesicherten Plattform.

Freiarbeit

In dieser Arbeitsphase steht das Erlernen der Schreib- und Rechentechniken im Vordergrund. Das Üben und Wiederholen von Schreib- und Rechenaufgaben können am besten am Schreibtisch erledigt werden. Es ist eine ruhige und konzentrierte Phase vorwiegend während des frühen Schulvormittags, in der die Kinder selbstständig die verschiedenen Aufgaben bearbeiten, die im individuellen Wochenplan zuvor mit den Lernbegleiter*innen besprochen wurden. Die Lernbegleiter*innen passen die Aufgaben individuell an die Lernentwicklungsstände der Kinder an, sodass weder Über- noch Unterforderung entsteht. Gruppenarbeiten oder andere lautere Lernmethoden finden nicht statt, sodass die Kinder eine ablenkungsarme Lernumgebung vorfinden. Die Schüler*innen haben so die Möglichkeit, konzentriert im Flow zu arbeiten. Wer sich im Flow befindet, ist in einem Zustand höchster Konzentration und Motivation, in Balance zwischen Herausforderung und Langeweile. Häufige Ablenkungen und willkürliche Unterbrechungen z.B. durch zu starre Pausenzeiten erschweren die Konzentration auf die aktuelle Tätigkeit und können durch Frustration Erfolgserlebnisse verhindern. Bei längeren Phasen der Freiarbeit am Schreibtisch können auf die Situation angepasste Bewegungspausen integriert werden. In diesen Pausen kann das Gelernte verarbeitet, die Aufmerksamkeit gegebenenfalls wiederhergestellt oder sich auf das Bearbeiten neuer Aufgaben vorbereitet werden.

Bewegtes Lernen

In dieser Lernform finden praktische Übungen statt, die im Lerngruppenverbund, mit Partner*innen oder in Kleingruppen bearbeitet werden können. Das Lernen mit allen Sinnen und die damit verbundene Bewegung des eigenen Körpers steht hierbei im Vordergrund. Der Lernraum ist bewegt und Lerngespräche finden überall statt.

Durch Bewegung im Schulalltag wird die Konzentrationsfähigkeit und die Gesamtkörperkoordination verbessert. Insbesondere bei jüngeren Kindern gibt es einen Zusammenhang zwischen motorischer Aktivität und kognitiver Entwicklung.

Diesen Zusammenhang von Lernen und Bewegung möchte die Freie Schule Beuchte zur optimalen Förderung der Kinder nutzen.

So gehören Lese,- Rechen- und Erzählspaziergänge zum Repertoire des Schulalltags. Das Sammeln von Daten für Rechenaufgaben, beispielsweise durch das Messen beim Laufen, Werfen und Springen oder bei der Arbeit im Schulgarten durch das Messen von Fläche und Zählen von Pflanzen trägt zur aktiven Lerngestaltung bei. Weitere Möglichkeiten sind das Legen von Buchstaben mit Steinen oder den eigenen Körpern, das Legen geometrischer Figuren mit Seilen oder Rechnen im Kaufmannsladen, was ein tieferes Verständnis und andere Zugangswege zum Lehrinhalt als die ruhige Freiarbeit ermöglicht. Wichtig bei diesen Lernelementen ist jedoch, nicht Konkurrenzgedanken als treibende Kraft zu nutzen, sondern die Freude an der Arbeit miteinander. Es geht nicht darum, wer wie schnell Aufgaben bearbeitet und wer die meisten Aufgaben korrekt löst. Ein Lernerfolg ist immer individuell zu betrachten.

Nachhaltigkeit

Die Freie Schule Beuchte macht es sich zum Ziel Nachhaltigkeit auf verschiedenen Ebenen zu vermitteln. Die Schüler*innen erlernen soziale Kompetenzen, durch die sie fortwährend in der Lage sind, soziale Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Durch unbewertetes, eigenverantwortliches und individuelles Lernen wird ein beständiger Lernerfolg gesichert und die Lernbereitschaft bleibt erhalten. Ein verantwortungsvoller Umgang mit unserer Umwelt spiegelt sich in der im Schulalltag praktizierten Ressourcenschonung wider.

Regeln im sozialen Miteinander

Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt.

 

Immanuel Kant

Die Regeln an unserer Schule dienen dem Schutz aller, geben Halt, Sicherheit und ein Gefühl des Vertrauens und bieten den Rahmen, der für die Existenz der Gemeinschaft und das Wohlbefinden aller notwendig ist.

Um verantwortungsvolles Handeln zu lernen, ist es von besonderer Bedeutung, Regeln und die Grenzen unseres Gegenübers zu respektieren. Das Einhalten von Regeln für einen achtsamen Umgang miteinander muss gelernt werden und braucht Zeit. Kindern fällt es dabei leichter Regeln zu begreifen, wenn sie ihre Bedürfnisse in den Regeln wiederfinden und man sie aktiv an dem Prozess, die Regeln zu entwickeln, teilhaben lässt.

Der Umgang im Miteinander an unserer Schule basiert auf folgenden Grundregeln

  • Ich achte auf meine Bedürfnisse.
  • Ich achte auf die Bedürfnisse der anderen.

Diese allgemeinen Grundregeln implizieren wiederum drei auf das Schulleben bezogene unveränderliche Grundregeln:

  • Keine Gewalt (körperlich/verbal) gegen Personen und Material.
  • Niemand wird in seiner Beschäftigung gestört.
  • Materialien werden nach dem Benutzen wieder an ihren Platz geräumt.

Weitere für das Schulleben notwendige Absprachen und Regeln können in der Schulversammlung getroffen und vereinbart werden.

Verantwortung, Mitbestimmung, Demokratie

Menschen, die sich über ihre Eigenverantwortung nicht im Klaren sind, können leichter manipuliert und gesteuert werden - das gilt auch für unsere Kinder.

 

Jesper Juul

Verantwortung

Verantwortung zu übernehmen bedeutet für die Folgen unserer Handlungen einzustehen. Um eine solche Verpflichtung übernehmen zu können, sind Verantwortungsgefühl und Verantwortungsbewusstsein vorausgesetzt. Durch die Übernahme von Verantwortung entsteht ein bewusstes Handeln, das gewissenhaft, vorausschauend und nachhaltig ist.

Soziale Verantwortung ist die Verantwortung, die wir füreinander haben, für unsere Familie, Gemeinschaft, Gesellschaft und für die Welt. Sie ermöglicht größeren Gruppen von Menschen zusammen zu leben. Diese soziale Verantwortung lernen wir von unseren Eltern und Lehrern.

Jesper Juul

Soziale Verantwortung ist somit ein Grundstein für das Zusammenleben als Gemeinschaft und unabdingbar. Sie zu erlernen ist wichtig, um Teil der Gesellschaft zu sein.
Doch nur, wer zuerst in der Lage ist, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, ist auch fähig, eine soziale Verantwortung zu übernehmen.

Die persönliche Verantwortung hingegen ist die Verantwortung, die wir für unser eigenes Leben haben – für unsere physische, psychische, mentale und spirituelle Entwicklung. Zu dieser Verantwortung sind die Wenigsten von uns erzogen worden, doch ist sie die größte Kraft, die wir kennen, um das eigene Wohlbefinden zu fördern und den Gesellschaften, denen wir angehören, kreative Energien zuzuführen.

 

Jesper Juul

Diese „persönliche Verantwortung“, von der Juul spricht., können Kinder jedoch nur eigenständig erlernen. Um den Kindern diese wichtige Entwicklung der persönlichen Verantwortung zu ermöglichen, nehmen Lernbegleiter*innen der Freien Schule Beuchte die Wünsche, Gefühle und Bedürfnisse der Schüler*innen ernst. Sie versuchen sich in ihre Lage zu versetzen und ihnen so mit Verständnis zu begegnen. Auch die Eltern müssen ihren Kindern das nötige Vertrauen schenken, persönliche Entscheidungen selbst zu treffen. Praktisch wird das Übernehmen dieser persönlichen Verantwortung u.a. durch das individuelle und selbstständige Bearbeiten der Wochenlernpläne umgesetzt. Wichtig dabei ist jedoch, dass die Lernbegleiter*innen stets im Blick haben, dass die Übernahme der persönlichen Verantwortung die Kinder nicht überfordert und sie diese nur in den für sie angemessenen Bereichen Stück für Stück übernehmen.

Mitbestimmung

Damit Kinder dazu in der Lage sind, die oben beschriebenen Verantwortungen in der Form der persönlichen und sozialen Verantwortung nach und nach zu übernehmen, muss ihnen Mitbestimmung im Schulalltag gewährt werden. Nur wer sich an der Gestaltung von Abläufen und Regeln beteiligen darf, kann diese auch verantworten. Mitbestimmung ist essenziell, um eine gleichwürdige Beziehung zwischen Erwachsenen und Kindern zu schaffen.

Diese Mitbestimmung in vielfältigen Belangen wird beispielsweise durch Schulversammlungen, in denen über Regeln und verschiedene Bereiche des Schulalltags diskutiert wird, gesichert. Auch im Morgenkreis werden seitens der Kinder Anregungen bezüglich des Tagesablaufs eingebracht. Weiterhin führt ein regelmäßiger Austausch auf gleichwürdiger Ebene dazu, dass die Lernbegleiter*innen die Wünsche und Vorstellungen der Kinder in der Gestaltung des Schulalltags und der Wochenpläne einfließen lassen.

Demokratie

Demokratie bedeutet in der Freien Schule Beuchte, dass Entscheidungen von Lernbegleiter*innen und Schüler*innen gemeinsam getroffen werden. Dabei hat jede*r einzelne eine eigene Stimme, die gehört wird. Denn zur Demokratie gehört die Würde des einzelnen Menschen, die Freiheit und Gleichheit in Entscheidungen voraussetzt. Gelebt wird diese Demokratie im Schulalltag, aber vor allem in der Schulversammlung.

Wichtig bei dieser aktiven Demokratie ist allerdings die altersgerechte Umsetzung in der Grundschule. Es muss immer zuerst betrachtet werden, ob der Entscheidungsrahmen für die Kinder angemessen ist und sie nicht überfordert.

Schulversammlung

Die Schulversammlung als regelmäßige Zusammenkunft von Pädagog*innen und Schüler*innen dient der gemeinsamen Gestaltung der Schule.

Unter anderem bietet sie Platz für die Besprechung aktueller Themen, Wahlen von Schülersprecher*innen oder dem Zusammenschluss von Arbeitskreisen. Kritik, Lob, das Hinterfragen von Regeln und Verbesserungsvorschläge sind Teil des demokratischen Denkens an der Freien Schule Beuchte und sollen hier Aufmerksamkeit finden. Das Besprechen von Problemen oder Konflikten kann, wenn es in dieser öffentlichen Form angemessen ist, in der Schulversammlung ebenfalls stattfinden, sodass gemeinsam Lösungsstrategien erarbeitet werden können.

Kindergespräche

Es finden regelmäßig Gespräche zwischen Lernbegleiter*innen und den einzelnen Kindern statt, die der Selbstreflexion und der Feststellung des Lernstandes dienen. So erhält der*die Schüler*in in den Wochenplangesprächen eine kurzfristige Rückmeldung, wohingegen Lernstandsgespräche in größeren Abständen umfangreicher die Entwicklung aufzeigen. Gesprächsinhalt sind die erreichten Lernziele, die eigene Arbeitsweise und das Miteinander im Klassenverbund. Dabei werden Stärken und neue oder noch zu übende Lernthemen herausgearbeitet. Das Gespräch wird mithilfe eines Fragenkatalogs und Selbsteinschätzungsbogens strukturiert und für das Kind nachvollziehbar dokumentiert. Ziel des Gespräches ist es, einen Handlungsleitfaden für die Zukunft aufzubauen, der gemeinsam entsteht. Damit werden die Kinder aktiv in die Lernplanung miteinbezogen. Gleichzeitig lernen die Kinder sich selbst zu betrachten und ihre Kompetenzen richtig einzuschätzen.

Inklusion

Inklusion in der Freien Schule Beuchte bedeutet, jedem Kind ungeachtet seiner sozialen, kulturellen und sprachlichen Herkunft oder der Unterschiede, die aus unterschiedlichen Geschlechterrollen, Religionen und persönlichen Eigenschaften resultieren, die gleichen Chancen auf Bildung und gesellschaftliche Teilhabe zu bieten.

Durch die individualisierte Lernplanung, die über das Modell der Wochenpläne und die Gespräche dazu erfolgt, wird Inklusion ermöglicht. Jedes Kind wird damit angeleitet, sein eigenes Lernen bewusst wahrzunehmen, es zu verstehen, zu reflektieren und das daraus resultierende Wissen in weiteren Lernprozessen für sich nutzen zu können, denn diese sind somit anschaulich und auch greifbar

Die Eltern

Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen.

 

Afrikanisches Sprichwort

Das Zutrauen der Eltern in den positiven Entwicklungsprozess ihrer Kinder ist ein wichtiger Grundpfeiler für das Gelingen der Schulzeit. Eltern und Pädagog*innen sind Partner*innen bei der Begleitung der Kinder. In regelmäßigen Abständen, bei Bedarf auch kurzfristig, kommen die Eltern eines Kindes und seine Lernbegleiter*innen zusammen, um gemeinsam den Lernprozess des Kindes zu beleuchten. Dabei können beispielsweise vergangene wichtige Ereignisse, die allgemeine Lernentwicklung im sprachlichen, mathematischen, naturwissenschaftlichen und sozialen Bereich sowie derzeitige Interessen des Kindes, Probleme oder zukünftige Lernziele besprochen werden.

Die Eltern erleben, dass die Schulzeit ihres Kindes das eigene Leben bereichern kann, dass es Spaß macht, an einem sinnvollen, lebendigen Projekt teilzunehmen. Sie haben viele Möglichkeiten, sich auf verschiedenen Ebenen in den Schulalltag einzubringen.   

Die Eltern sind eingeladen, sich bei der Gestaltung und Betreuung von Projekten, im Rahmen der Nachmittagsangebote oder der Planung von Ausflügen und Festen mit ihren individuellen Ressourcen zu beteiligen. Eine aktive Partizipation wird auch erwartet, da diese besondere Form des Schulbetriebes anders nicht gewährleistet werden kann. Elterndienste in angemessenem Umfang wie beispielsweise Fahrdienste, Essensvorbereitung, Gebäude- & Grundstückspflege, Einkäufe usw. werden möglichst gerecht nach Eignung und Wunsch verteilt. Notfalls können sich Eltern zu einem Teil von den Diensten „freikaufen“, sodass eine bezahlte Kraft die Tätigkeiten erledigen kann.